Passauer Neue Presse    Feuilleton                                                                         Artikel vom 09.11.2006


Abschied von Tonie Meilhamer

Schöpferin von Zeichnungen, "Gagl-Büchern" und Performances starb an Krebsleiden

Wer in der Kunstszene kannte sie nicht, die sensible, humorvolle Tonie Meilhamer, die durch ihre "Gagl-Bücher", aber auch durch Action-Performing bekannt geworden ist. Die 1949 in Passau Geborene erlag am Dienstag einem langjährigen Krebsleiden.

Mitte der 80er Jahre trat sie künstlerisch erstmals in Erscheinung. Ihrer Heimat Ostbayern war sie - trotz ihres Atelier in München - immer verbunden, durch ein Atelier in Pocking , ihre Arbeit in der Produzentengalerie, die sie zusammen mit Cri Smolka, Waltraud Danzig, Ernst Zahnweh, Hubert Huber und Wolfgang Kretzer betrieb - und natürlich durch zahlreiche Ausstellungen.

Tonie Meilhamer studierte an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, arbeitete als Kunstpädagogin auf dem Aktivspielplatz München/Hasenbergl und als Dozentin an der Fachhochschule, Fachakademie und Volkshochschule in München, bevor sie sich Mitte der 80er Jahre als freischaffende Künstlerin niederließ. 1999/2000 erhielt sie ein Frauenförderstipendium der Akademie der Bildenden Künste München.

Tonie Meilhamer begann als Zeichnerin mit Zyklen über Fahrräder und Straßenszenen. Klare Linien und Symbole bestimmten ihr Schaffen bis zuletzt. Bekannt geworden ist sie auch durch ihre "Gagl-Bücher", lose Blätter und Zeichnungen auf Holzkisten. "Die Buchform hat sich ergeben aus meiner Auseinandersetzung mit bestimmten Themen- oder Formenzyklen einerseits und aus meiner Arbeitsweise mit Stiften, Kreiden, Wasserfarben auf Stapeln gleichformatiger Papiere, die ich nacheinander abarbeite", hat sie ihre Arbeit erläutert.

Tonie Meilhamer arbeitete in Werkzyklen. "Woman in Red", "Die Sonnenfrauen", "animal signs" heißen Werkgruppen, die ihr Kunstverständnis deutlich machten: Tonie Meilhamers Bildtextur war von einer starken Signethaftigkeit und bewusst eingesetzter, markanter Farbigkeit geprägt. In wunderbarer Erinnerung sind noch ihre großformatigen, abstrakten, rot-orangefarbenen Sonnenbilder in Acryl, die beim Wettbewerb des Kunstvereins Passau "Landschaft heute - eine Horizonterweiterung?" gezeigt wurden. Tonie Meilhamer stellte unter anderem in München, Heidelberg, Braunau und Innsbruck aus - und natürlich immer wieder in ihrer Heimat Ostbayern. Kunst-am-Bau-Projekte verwirklichte sie an der LBS München 1995 und am Gymnasium Pocking 1997. Die Werke der Künstlerin wurden nicht nur vom Oberhausmuseum und der Landkreisgalerie Passau angekauft, sondern auch von der Kunstkommission des Deutschen Bundestags.

Zuletzt schien es, sie hätte sich von ihrer Krankheit erholt. Intensiv bereitete sie sich auf die geplante Ausstellung im Kubinhaus Wernstein vor. Die Ausstellung sollte stattfinden - und ihr Vermächtnis werden.

Edith Rabenstein



Produzentengalerie Passau Personen
"Hüte meine Schafe" war ein Projekt von Tonie Meilhamer, das 2005 in Passau zu sehen war. (Foto: tj)